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Gefangen im Netz der Dunkelmänner

Berndt Seite, Annemarie Seite und Sibylle Seite

Berndt Seite und seine Familie möchten sich die »Stasi« von der Seele schreiben, um nicht ein Leben lang mit der DDR-Diktatur konfrontiert zu bleiben. Der Text soll einen Beitrag zur Aufarbeitung der SED-Diktatur leisten. 

Warum die Erfurter Heringsnasen heißen

Warum die Erfurter Heringsnasen heißen

1579 entlädt sich die Spannung zwischen dem mehrheitlich evangelischen Rat und der überwiegend evangelischen Bürgerschaft einerseits und den Stiften St. Marien und St. Severi andererseits. Im sogenannten Kavatensturm gehen die Bürger aggressiv gegen die Jesuiten vor und wehren sich so gegen die gegenreformatorischen Maßnahmen.

Winfried Neubert

 

Warum die Erfurter Heringsnasen heißen

Um das Jahr 1579 ist in Erfurt eine böse Gewohnheit unter dem Pöbel eingerissen; es sind nämlich einige leichtfertige Buben meistentheils gegen Abend auf der sogenannten Cavate (welches der steinerne auf Gewölbe gesetzte Gang ist, der das Thor der Stiftskirche zu St. Marien umgiebt) zusammengekommen, haben dort entsetztlich getobt, mit einander gerungen, geschrieen und mit Steinen von oben herab auf den Markt, auch wohl in die unten gelegenen Häuser der Canonici geworfen und dergleichen Unfug bis spät in die Nacht getrieben. Diesem nun vorzubeugen, ließen die Stiftsherren die Stufen, worauf man zur Kirche geht, mit einem Thore verschließen. Hierauf versammelte sich ein großer Haufen Volkes, welches die Bosheit antrieb, ihren Unfug noch weiter fortzusetzen; sie bestürmten das Thor, zerschlugen und zertrümmerten Alles in kleine Stücke, und eröffneten sich also mit Gewalt den Weg zu ihrem vorigen Tummelplatze. Bei diesem Lärmen kam ein Zimmermann, der lange Werner genannt, welcher an das annoch liegen gebliebene Zwerchholz oder Balken einen Hering mit einem Kranz und Reuchelbusch von Nelken hing, worauf der Pöbel aussprengte, es hätte sich ein Jesuit auf der Cavate erhängt. Von dieser Zeit an nannte man die Jesuiten zu Erfurt Heringe oder Heringsnasen, welcher Name aber nachmals allen Erfurtern beigelegt worden ist.

 

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(Sage gefunden in: Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1-2, Band 1, Glogau 1868/71.)

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